Soziales Miteinander

Soziales Miteinander

Im Studienalltag wie bei Freizeitaktivitäten bieten sich vielfältige Möglichkeiten, bei denen Studierende mit und ohne Behinderung voneinander lernen können. Beispielhaft hierfür stehen das Peer-to-Peer-Mentoring Programm der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), die inklusiven Sportangebote des Hochschulsport-Zentrums der TU München (TUM), das erste inklusive Sportfest der Universität Würzburg sowie Erlangens erste inklusive Studenten-WG.

Mentoring-Workshop: Hier sind drei Mentorinnen während eines Ausbildungsworkshops zu sehen. Sie bearbeiten gerade eine Aufgabe auf Flipchart-Papier und lächeln in die Kamera
Mentoring-Workshop: Hier sind drei Mentorinnen während eines Ausbildungsworkshops zu sehen. Sie bearbeiten gerade eine Aufgabe auf Flipchart-Papier und lächeln in die Kamera

Peer-to-Peer-Mentoring Programm der LMU unterstützt inklusiv

Jedes Jahr im Oktober beginnen rund 8.000 Erstsemester an der LMU ihr Studium. Bei 18 Fakultäten mit 150 Studienmöglichkeiten und insgesamt rund 49.000 eingeschriebenen Studierenden fällt es vielen Studienanfängern schwer, sich schnell einen Überblick zu verschaffen.

Um ihnen den Studienbeginn zu erleichtern, hat die LMU im Jahr 2012 ein Peer-to-Peer-Mentoring Programm (kurz P2P-Mentoring) aufgelegt und wird dabei über das Projekt Lehre@LMU vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Qualitätspakts Lehre gefördert. 

Betreuung auf Augenhöhe

Das Center for Leadership and People Management der LMU verfolgt mit seinem Mentoring-Programm einen besonderen Ansatz: Erstsemester werden durch erfahrene Studierende betreut. Der Mentor hat einen Erfahrungsvorsprung, kennt aber die Schwierigkeiten beim Studienbeginn noch sehr gut aus eigener Erfahrung. Die Betreuung erfolgt somit auf Augenhöhe.

Zielgruppe

Primär richtet sich das P2P-Programm des Center for Leadership and People Management an Personen, die es an den Universitäten schwerer als der oder die Durchschnittsstudierende haben. Hierzu gehören beispielsweise neben Studierenden aus dem Ausland oder mit Migrationshintergrund eben auch Studierende mit einer Behinderung oder chronischen Erkrankung.

Das Konzept

Als Mentees können sich Erstsemester sowie Studierende mit einem Bachelor-Abschluss, die ein Master-Studium anstreben, bewerben. Mentorinnen oder Mentoren können Studierende ab dem zweiten Semester werden. Zu Beginn jedes Studienjahres stehen Plätze für bis zu 400 Mentorinnen und Mentoren sowie 800 Mentees zur Verfügung. Im Bewerbungsverfahren kann angegeben werden, ob eine Behinderung vorliegt, den Bewerbern ist es jedoch freigestellt, ob sie im Mentoring mit einer behinderten oder nichtbehinderten Person zusammenarbeiten möchten.

Jeweils zwei Mentees werden von einem Mentor ein Jahr lang betreut. Anschließend erhalten die Mentoring-Teams ein Zertifikat. Zusätzlich können sich Mentoren einiger Studiengänge und -fächer ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Praktikum anerkennen lassen.

Mentoren-Ausbildung

Damit sie ihren Aufgaben gewachsen sind, erhalten angehende Mentoren jeweils im Sommersemester am Center for Leadership and People Management der LMU eine professionelle Ausbildung. Diese dauert zwei Tage und beinhaltet unter anderem Grundlagen des Mentorings sowie der Gesprächsführung, von Lern- und Arbeitstechniken sowie des Zeit- und Selbstmanagements. In Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung der LMU werden angehende Mentoren zusätzlich im Umgang mit dieser Zielgruppe geschult.

Bildung von Mentoring-Teams

Der Betreuung von jeweils zwei Mentees durch Mentoren ist ein so genanntes anonymes Matching-Verfahren vorgeschaltet. Dabei werden den Mentoren Mentees desselben Studienfachs zugeteilt. Das P2P-Mentoring der LMU geht jedoch noch einen Schritt weiter: Die Mitarbeiter versuchen Personen zusammenzubringen, die sich auch aufgrund persönlicher Merkmale ähneln. Denn die Mentoring-Forschung hat gezeigt, dass bei Personen mit ähnlichen Wertvorstellungen die Mentoring-Beziehung besser funktioniert als bei solchen, die sich sehr unähnlich sind.

Weiterführende Links zum P2P-Mentoring Programm:

Erfahrungsbericht eines inklusiven P2P-Mentoring-Teams (PDF-Datei: 161 kB)
Peer-to-Peer-Mentoring Programm der LMU 
Bundesministerium für Bildung und Forschung
LMU Projekt Lehre@LMU
LMU Center for Leadership and People Management
LMU Beratungsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung
LMU Entrepreneurship Center

Inklusiver Hochschulsport

Auch die Zentrale Hochschulsportanlage (ZHS) bietet ein inklusives Angebot. Sie ist an der Technischen Universität München (TUM) angesiedelt und versorgt Studierende in Freising, München und Landshut mit Angeboten im Breiten- Wettkampf- und Leistungssport.

Allgemeiner Überblick

Die ZHS der TU München ist die größte Hochschulsportanlage Deutschlands. Von den insgesamt rund 100.000 Klienten nutzen circa 16.000 Studierende pro Semester die rund 100 angebotenen Sportarten des ZHS.
In München findet ein Großteil der sportlichen Aktivitäten auf dem 45 Hektar großen ehemaligen Olympiagelände mit mehreren Außen- und Hallensport-Anlagen sowie in der Olympia-Schwimmhalle, am Starnberger See sowie auf der Olympia-Regatta-Anlage in Oberschleißheim statt. Zusätzlich können Studierende in Freising und Landshut weitere Sportanlagen nutzen.

Inklusive Sportangebote an der TU München

Inklusiven Sportmöglichkeiten bietet vor allem der Universitäts-Sportclub München e.V.. Der Fokus liegt auf dem Rollstuhlsport.

Aufführung eines Rollstuhltanzes
Aufführung eines Rollstuhltanzes - Foto: Margit Quell

Rollstuhltanz

Die Abteilung für Rollstuhltanz wurde 1975 gegründet und hat derzeit rund 54 Mitglieder. Die Angebote im Turniertanz Standard/Latein, Freestyle Tanz, Tanztheater und Rock ‘n Roll richten sich an Jugendliche, Studierende sowie Erwachsene.

Rollstuhlbasketball

Beim Rollstuhlbasketball trainieren Spieler mit und ohne Handicap. Dabei gibt es eine Besonderheit: Männer und Frauen spielen in einer gemeinsamen Liga. 1966 zunächst als Sportgruppe gegründet, ist die Rollstuhlbasketball-Gruppe 1975 dem USC München beigetreten. Seit 2001 sind die Münchner Rollstuhlbasketballer unter dem Namen USC München Rollstuhlsport e.V. als eigener eingetragener Verein aktiv.

Sportliche Erfolge

Bislang hat der USC Rollstuhlsport e.V. 14 deutsche Meisterschaften und Pokalsiege erspielt. Er ist damit der erfolgreichste Rollstuhlbasketballverein Deutschlands. Zudem haben Spieler des Vereins an paralympischen Spielen, zuletzt in Athen (2004), Peking (2008) und London (2012) teilgenommen.
Willkommen sind Jugendliche, Erwachsene und Senioren mit und ohne Behinderung. Trainiert wird in drei regulären, einer Jugend- sowie einer Senioren-Mannschaft zu unterschiedlichen Zeiten sowie teilweise in unterschiedlichen Sportstätten.

Neben dem bereits etablierten Rollstuhlsport bietet die ZHS ab dem Sommersemester 2015 das so genannte Paracanoeing (Kanufahren) als inklusive Sportart an. Darüber hinaus enthält das ZHS-Sportprogramm Veranstaltungen, die zwar nicht explizit für Sportler mit Einschränkungen ausgeschrieben sind, aber von diesen besucht werden können. Weitere Informationen hierzu kann man nach Drucklegung im Programmheft der ZHS sowie im Internet auf www.zhs-muenchen.de nachlesen.

Erstes inklusives Sportfest an der Universität Würzburg

Beim inklusiven nolimits!-Sportfestival der Universität Würzburg konnten sich Sportbegeisterte mit und ohne Behinderungen in Disziplinen wie Rollstuhl-Fechten, Handbike-Fahren oder im Blinden-Fußball messen. Als Austragungsort diente der Campus der Universität Würzburg. Neben dem Sport kamen behinderte und nichtbehinderte Sportler ins Gespräch. Somit spielt auch der Hochschulsport eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn es darum geht, Barrieren in den Köpfen nicht behinderter Menschen im Umgang mit Behinderten abzubauen.

Weiterführende Informationen zum inklusiven Hochschulsport:

Zentrale Hochschulsportanlage der TU München
Universitäts-Sportclub München e.V.
USC Rollstuhlsport e.V.
Presseartikel zum inklusiven Sportfest der Universität Würzburg

Inklusive Studenten-WG

In einer Erlanger Studenten-WG leben und erleben zwei Studierende mit Behinderung und vier ihrer nichtbehinderten Kommilitonen Inklusion rund um die Uhr. Wie ein Erfahrungsbericht zeigt, kümmern sie sich gemeinsam um den Haushalt und gestalten inklusive Freizeitaktivitäten.